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Mittwoch, 28. November 2012

Generation Y

Weil mir zuletzt wieder verschiedentlich von Bewerbungsgesprächen im Bekanntenkreis (mit wechselndem Erfolg) berichtet wurde und ich mit einem alten Bekannten fünf Jahre nach unserem Berufseinstieg über Chefs und Mitarbeiter sinniert habe, wildere ich diesmal in für meine Verhältnisse recht betriebswirtschaftlichen Gefilden. Interessiert habe ich diese Woche beim Stöbern im Netz zur Kenntnis genommen, dass die Generation der nach 1980 geborenen Arbeitnehmer als Generation Y bei vielen Unternehmern für Verwirrung und Kopfzerbrechen sorge:

http://en.wikipedia.org/wiki/Generation_Y
http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/generation-y-audi-personalvorstand-thomas-sigi-im-interview-a-848764.html
http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/berufseinstieg-wie-firmen-die-manager-von-morgen-sehen-a-869420.html

Weil sie sich nichts aus Geld und Titeln machen, lassen sie sich weniger leicht ködern, haben Fremdsprachekenntnisse, können gar trefflich parlieren und haben kein Problem, vor vollem Haus das Wort zu ergreifen. Was den klassischen Unternehmensstrukturen mit 3-5 Etagen aus mittlerem Management gar nicht passt: sie haben kein Verständnis für Hierarchien und stellen private Belange mitunter über den beruflichen Erfolg; mitunter fehlen ihnen allerdings auch Kritikbereitschaft und Reflektionsvermögen.

Nachdem ich nun über die Jahre hinweg immerhin schon fast zwei Dutzend HiWis angeworben und begleitet habe (von denen ich mich vielen weit über die Arbeit hinaus freundschaftlich verbunden fühle), bin ich natürlich ins Grübeln gekommen, was für mich einen guten Mitarbeiter ausmacht bzw. worum ich mich selbst natürlich auch täglich bemühe. Ich habe es einmal auf eine tabellarische Darstellung gebracht, was mir in der heutigen Arbeitswelt wichtig scheint (auch wenn es natürlich stark auf den wissenschaftlichen Kontext fokussiert):

bzgl. Teamfähigkeit Neugier Auffassungsgabe Hartnäckigkeit
Teamfähigkeit soziale Kompetenz Kontaktfreudigkeit Emotionale Intelligenz Netzwerkpflege
Neugier
Eigenmotivation Problembewusstsein richtiges Fragen
Auffassungsgabe

Begabung systematisches Lernen
Hartnäckigkeit


Fleiß

Die Spaltentitel in der Diagonalmatrix stehen dabei für die Grundeigenschaften, die Zeilen für ihre wechselseitige Anwendbarkeit aufeinander.
  • Teamfähigkeit: wer Ellenbogen ausfährt oder die Gruppe aufhält, kann heute nicht mehr weiterkommen
  • Neugier: wer nicht in sich den Wunsch hat, auf Aufgaben und Menschen zuzugehen, kann wird von den immer kürzeren Entwicklungsspannen - gesellschaftlich wie technologisch - aussortiert.
  • Auffassungsgabe: Ja, ja, die hat noch nie geschadet...
  • Hartnäckigkeit: ... und auch die preußischen Tugenden sind mit dabei.
Wenn man es recht überlegt, sind es aber gerade die vormals weichen Eigenschaften Teamfähigkeit und Neugier, die an erster Stelle stehen - wer noch nichts weiß, kann es lernen, wer dazu länger braucht, kann beharrlich sein, aber wer sich im Stile eines "lonely genius" zurückzieht oder sich gar auf Erreichtem ausruht, hat ein Problem.

Greifen wir also zumindest noch die vier Felder der "alten" im Vergleich mit den "neuen" Tugenden heraus:
  • Emotionale Intelligenz (Auffassungsgabe x Teamfähigkeit): quasi die soziale Auffassungsgabe: wie schnell kann ich bei meinem Gegenüber den richtigen Ton anschlagen und auf ihn eingehen?
  • Netzwerkpflege (Hartnäckigkeit x Teamfähigkeit): die Fähigkeit, Kontakte auch von sich aus zu pflegen und auch mal längere Pausen nicht krumm zu nehmen - natürlich gepaart mit der Eigenschaft, sich nicht jeden zweiten zum Feind zu machen; wer aneckt, irritiert.
  • Problembewusstsein (Auffassungsgabe x Neugier): Ein Gespür und auch eine Faszination für die Probleme zu empfinden, die gerade viele beschäftigen, hilft, die Fähigkeiten richtig auf das Wesentliche zu fokussieren.
  • richtiges Fragen (Hartnäckigkeit x Neugier): Wer einen Trend setzen will, muss dieses Gespür auch nutzen können, um mittels der richtigen nächsten Frage immer einen Schritt voraus zu sein und zu antizipieren, wohin die Entwicklung wohl geht.
Wenn ich so darüber nachdenke: eigentlich steuert die gesellschaftlich-technologisch mittlerweile eng verzahnte Transformation immer mehr in Richtung Schwarm: So betrachtet ist Narzismus ein Auslaufmodell und Freude am Austausch mit anderen die Zukunft. Insofern hoffe ich, dass ich immer in der glücklichen Position bleibe, mir immer wieder ein solches neugierig-fleißig-respektvoll-egalitäres Team zusammenstellen zu dürfen...

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