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Dienstag, 3. Juli 2012

Die Hängenden Gärten in Gefahr!

Bevor ich wieder zwischendurch Philosophisches einstreue, muss ich heute doch noch einmal die Ereignisse des letzten Wochenendes revue passieren lassen. Schließlich waren unsere Hängenden Gärten in Gefahr (bzw. wir haben sie leichtsinnig dorthin gebracht und in der Folge auch uns...)

Das Wochenende fing ganz beschaulich mit einem Blick auf den Mond am Freitagabend an, der wie ein dick ausgefülltes umgekehrtes C, also zunehmend am Himmel stand, dann und wann hinter den Schwaden eines in Auflösung begriffenen Gewitterambosses verschwand und dabei eine gespenstische regenbogengleiche Halo auf den Nachthimmel legte, solange die obersten Wolken im Westen noch ganz leicht das Restlicht der längst hinter dem Horizont entschwundenen Sonne auffingen - um diese Jahreszeit ist es ja nie richtig dunkel.

Samstag folgte dann eine tolle Bootstour mit Kanu und Kajaks auf der Itz - so eine muntere Gesellschaft hatten wir schon lange nicht mehr zusammenbekommen! Größere Stromschnellen waren wie geplant ausgeblieben, so dass wir den letzten Teil sehr gemächlich und entspannt zurücklegen konnten (teils als Floßgemeinschaft vertäut, ob der Hitze hier und da auch mit munteren Wasserspielen - wer hat eigentlich angefangen?). Der Hinweis unseres Bootsverleihers auf aufziehende Gewitter hätte uns ob der Hitze stutzig machen können, doch auch bei ersten Wolken konnten wir den Tag bei einem gemeinsamen Kellerbesuch ausklingen lassen.

Auch die sturmartigen Windböen, die eine in Entstehung befindliche Gewitterwolke in strudelnden Fallwinden auflösten, Laub und Staub durch die Gegend wirbelten und dabei Bamberg noch mehr aufheizten, ließen in uns noch keine Vorahnung reifen. Selbst zuhause, als wir den schief hängenden Apfelbaum aus seiner misslichen Lage befreien musste, dachten wir nur, das Gröbste sei überstanden und kamen nicht auf die Idee, dass eine überaus heftige Unwetterfront im Anmarsch war. Wir ließen all unsere Pflanzen und Balkonutensilien wie gewohnt dort zurück - so kamen wir zu einem zweifelhaften nächtlichen Abenteuer. In der Chronologie der Ereignisse (teils rekonstruiert):

1) Tischplatte wird von einer Böe erfasst und kracht ins Geländer, ein Tischbein wird vom Balkon geweht. Wir horchen auf.
2) Ein zweites Krachen und deutlich vernehmbare Windböen. Apfelbaum und Jasmin hängen mit Schlagseite in den angrenzenden Pflanzen
3) Anette und Dominik stürzen in Schlafanzug auf den sturmumtosten Balkon
4) Der Strom fällt aus. Einzige verbleibende Lichtquelle sind die Solarlampe auf dem Balkon (und die näher rückenden Blitze).
5) Anette beginnt, Pflanzen auf der talaufwärts gelegenen Sturmseite in Sicherheit zu bringen, Dominik stützt den Apfelbaum (= Armdrücken mit dem Wind...)
6) Eine neue Böe. Die Zuckerhutfichte samt Solarlampe fällt um. Zwei Unterteller werden krachend am Geländer zerschlagen und regnen auf den Rasen darunter.
7) Ein Stuhl wird vom Wind erfasst, um die Ecke geweht, faltet sich im Flug zu einem gefährlichen Diskus zusammen, bleibt aber glücklicherweise zwischen dem Topf des Apfelbaums und dem Geländer stecken, ohne jemand zu treffen.
8) Regen setzt ein. Waagrecht entlang der breiten Balkonseite bis ins Arbeitszimmer!
9) Wir bringen mithilfe der Solarlampe bei nachlassenden Böen (aber klatschnass) alle übrigen Pflanzen in Sicherheit (= nach drinnen).
10) Unruhige Nacht.
11) Die Schäden werden inventarsiert (zwei Unterteller, drei diesjährige Triebe vom Apfelbaum, etwas Pflanzerde). Alle Früchte hängen erstaunlicherweise immer noch fest an den dazugehörigen Pflanzen.
12) Tischbein und ein Untersetzer haben den Sturz vom Balkon unbeschadet überstanden
13) Aufräumarbeiten, Planungen für Prävention bei Nachfolgeereignissen.

Halten wir aus Sicht der geographischen Risikoforschung fest: schuld an Katastrophen ist wie immer nicht die Natur, sondern die fehlende Prävention. Intervention setzt die Retter teils erheblichen Risiken aus. Die Vulnerabilität war durch die landschaftliche Lage am Dorfrand und die fehlende Sicherung der beweglichen Objekte gegeben, es gab keine Frühwarnung (bzw. keines der Anzeichen wurde zum Nachschlagen bei einem der üblichen Wetterdienste genutzt). Positiv jedoch zum Stichwort Resilienz: ich hätte nie gedacht, was Pflanzen so alles wegstecken können - purzeln munter durch die Gegend und es fehlen weder Apfel noch Tomate. Schlussendlich wird auch die coping capacity nur mit geringen Kosten gefordert sein. Dennoch: nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe - deswegen werden wir ab sofort schön einen Blick auf den Wetterbericht werfen und unsere Pflanzen nach dem neuen Evakuierungsplan in Sicherheit bringen, wenn wir länger außer Haus sind oder sich Unwetter ankündigen. Dazu sind uns unsere blättrigen Freunde mittlerweile einfach viel zu sehr ans Herz gewachsen!

Ach ja, Zuwachs gibt es dank Familie Helbig auch: Kürbispflanze ganz klassisch auf dem Komposthaufen! Mal sehen, was zu Halloween aka Erntedank draus geworden ist!


2 Kommentare:

  1. Na da bin ich ja froh das unterm Strich alles noch relativ glimpflich abgelaufen ist :-)
    Schön wars beim Paddeln.... in Bamberg war ein mannhoher Oleander Opfer des Sturms und kullerte über die Terrasse; in NEA hat es eine Tomate umgeweht (wie bei euch haben die Früchte aber überlebt) und unser Fliegenschutz an der Tür ist etwas lädiert. Alles in allem ein beindruckendes Naturschauspiel *gg*

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  2. Bei uns war der Schrecken auch größer als der Schaden - wenn in stockdunkler Nacht deine gehegten Pflanzen über den Balkon rollen, bist du erst mal schockiert!
    Bei Jochen und Melanie hat es verschiedene Schutzfolien über den Ort verteilt, das halbgedeckte Dach hat es aber gut überstanden.
    Zum Glück gab es keine schweren Hagelschäden wie anderswo!

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