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Sonntag, 28. Oktober 2012

Kürbis-Ernte

Nun mus ich aber doch rasch noch von unserer Kürbisernte berichten. Gleich vorweg, damit kein falscher Eindruck entsteht: Die "Not"-Ernte fand schon am 8.10. statt, um dem tags darauf gemeldeten ersten Nachtfrost nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten. Und in der Tat, nur die Kürbisranke in der Hecke hat den ersten leichten Frost überstanden. Somit beträgt nach der etwas kurzen Saison (wir pflanzten wie hier berichtet ja erst Anfang Juli) die durchaus sehenswerte Ausbeute fünf mittelgroße Kürbisse (der größte schaffte es auf fünf Zentimeter - Vorsicht, die gut lesbaren Ziffern auf dem Maßband sind inch!) und einen kleinen Nachzügler aus der Hecke. Hier ein paar Impressionen:


Nun muss noch der Balkon abgeräumt werden (überwintern werden wohl unsere zwei Nadelbäumchen, der Buchsbaum, der Olivenbaum, der Jasmin und natürlich der Apfelbaum) und dann freuen wir uns schon wieder auf die Pflanzzeit nächstes Frühjahr!

Montag, 8. Oktober 2012

Fischland - physisch geographisch

Nachdem wir vier stürmische Tage im Heilbadklima von Fischland hinter uns haben, sollen an dieser Stelle natürlich keine Urlaubsfotos gezeigt werden, sondern nur knallharte geographische Fakten - es hat Spaß gemacht, eine Menge an Mustern wiederzuerkennen, die ich in meinem Grundstudium irgendwann mal erworben hatte. Mal sehen, wie viel geographisches Halbwissen mir erhalten geblieben ist. Lustigerweise hat sich unser Kurzurlaub mit Helgas Exkursion überschnitten, so dass ich natürlich sehr motiviert war, auch ein bisschen was zu Geographisches zu entdecken - immerhin träume ich noch immer von einer Großen Exkursion Ostsee, beginnend in Lübeck, über die polnische Küste und Kaliningrad ins Baltikum und über Schweden und Dänemark zurück. ;)

Werfen wir dazu einen raschen Blick auf die topgraphische Situation:


Größere Kartenansicht 

Wie unschwer zu erkennen, fällt der Bereich idealtypisch unter die Ausgleichsküste, die sich entlang der Ostsee ausgebildet hat. Grund ist zum einen der sehr geringe Tidenhub in Kombination mit einem netto ostwärts gerichteten Transport (der vorherrschenden Windrichtung folgend) der glazialen Ausgangsmaterialien (i.W. Geschiebe von Grundmoränen). Uprünglich waren Fischland, Darß und Zingst unverbundene Grundmoräneninseln, die durch diesen Prozess an ihrer dem Meer zugewandten Seite erodiert wurden. Das Material wuchs in Form von Haken ostwärts, bis sich die Inseln zur heutigen Halbinselkette verbunden hatten. Bis auf Darß haben die Inseln (wahrscheinlich gab es noch ein Prerow-Land nördlich) ordentlich an Substanz verloren - nur Darß gewann nach Norden im Verlauf der letzten 10000 Jahre Schicht um Schicht beinahe 5km Land dazu (der aktuelle Strandhaken ist auf der Karte deutlich sichtbar).

Die heute weiter aktive Erosion zeigt sich an der "Glippe" nördlich von Wustrow, wo marine Erosion ein sukzessives Abbrechen und Zurückversetzen der Küstenlinie Fischlands bedingt (auf dem Bild sieht man gut im oberen Teil der Glippe die Bodenbildungen der durch die Erosion verlorengehenden Böden: Zumindest Humusbildung und darunter liegender Auswaschungshorizont sind zu erkennen)


Durch den beständig wachsenden Haken nördlich von Prerow werden immer wieder Strandseen vom Meer abgeschnürt, die aussüßen und verlanden. Im Darßer Wald finden sich daher im Wechsel Folgen aus fossilen Dünen und moorige Bereiche. Hier der aktuelle Strandsee an der Nordseite von Darß:


Ein etwas besserer Überblick vom Darßer Leuchtturm: In der Bildmitte ein älterer, beinahe verlandeter Strandsee, darunter etwas Bruchwald. Ganz an der Küste ein bildhübscher Windweiser, also ein Baum, der getrieben von den auflandigen Winden nur landeinwärts eine wirkliche Krone ausbilden konnte:


Im Bereich zwischen Weiß- und Graudünen im marinen Akkumulationsbereich brechen mitunter auch ohne Zutun des Menschen (Kernzone Nationalpark) bereits begonnene Bodenbildungsprozesse wieder ab und werden äolisch erodiert (in der linken Bildmitte ist von der Westseite ein erodierter initialer Bodenhorizont zu erkennen):


Verlandende Strandseen fallen nur aus der Nähe durch den üppigen Bewuchs mit limnophilen Gewächsen und dazwischen liegende Entwässerungsrinnen auf:


Durch die Verbindung der urprünglichen Inseln zu einer Halbseekette wurde auch der dahinterliegende Bereich weitgehend vom Meer abgeschnitten: die Boddenlandschaft. Hier ist der Salzgehalt noch niedriger als in der Ostsee ohnehin, so dass hier ein zu Aussüßung neigender Brackwasserbereich vorherrscht. Durch beständige Sedimentation der mündenden Gewässer liegt die Wassertiefe im Bodden daneben nur noch ein bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche. Wegen seines Fischreichtums wurde hier zuerst mit der Befischung begonnen. Im Bild zeigt sich der Bodden (rechts) und die angelagerten Siedlungen (Kirchturm von Wostrow links):


Historisch liegen die Siedlungen natürlich auf den alten Inselkernen in sicherer Entfernung zur offenen See. Erst jüngere Entwicklungen (Strandtourismus) bedingen eine zunehmende Einbringung von Infrastruktur in Küstennähe (und damit im Flut- und Erosionsgebiet). Historisch reicht die Besiedlung bis in slawische Zeit zurück (wie für Vorpommern, das erst sehr spät zum Frankenreich kam, zu erwarten). Die weitergehende Besiedlung und Kontrolle der Küste war stark durch die Hanse geprägt.
Dadurch ist zu erklären, dass die Küste abgesehen von einzelnen Schutzbereichen wie oben abgesehen natürlich nachhaltig vom Menschen überformt ist. Bestes Zeugnis sind Küstenschutmaßnahmen wie Buhnen (im Bild links) oder als Küstenschutz genutzte Dünen (rechts):


Seebrücken und Strandbäder sind darüber hinaus häufig mit vorgelagerten Steinwällen gesichert. Der Strand dahinter reagiert sichtbar auf die veränderten Erosionsbedingungen mit Ausbildung von auf den Küstenschutz zuwachsenden Ausbuchtungen:



Der nasse Strand mit Strandwall und Vordüne ist meist für eine touristische Nutzung ausgeräumt und optimiert. Warum er nasser Strand heißt, zeigte sich nach einer mehrstündigen Überstreichung des offenen Meeres durch starke Sturmwinde: Die Brandung erreicht im Bild die Schutzdüne.


Die Sicherungsmaßnahmen sind aber mehrstufig: Hinter der Düne folgt ein Deich und erst danach höherwertigere Infrastruktur: